Cycling für einen guten Zweck

Am 12. März 2023 fand in Waldkirch erstmalig ein Aktionstag zugunsten der ambulanten Hospizgruppe Freiburg e.V., speziell für das Angebot "Alles ist anders", für trauernde Kinder und Jugendliche statt. Zeitnah veröffentlichen wir an dieser Stelle Fotos und Eindrücke der Veranstaltung.

Unser herzlichster Dank gilt allen Sportlerinnen und Sportlern die durch ihre Teilnadhme am Spendenmarathon teilgenommen haben, und so einen wichtigen Beitrag für die Gesamtspendensumme von 4.000 € beigetragen haben.

Eine Kooperation des DAV Freiburg mit der Hospizgruppe Freiburg

Plötzlich und unerwartet… Worte, die fast jede*r schon einmal in Todesanzeigen oder auf Grabsteinen gelesen hat. Erlebt man es selbst, bekommen diese Worte eine andere Dimension. Es ist eine Erfahrung, die uns mit der Endlichkeit unseres Daseins konfrontiert. Kommt sie plötzlich und unerwartet, steht man unter Schock. Es ist wie eine Bombe, die mitten im eigenen Leben landet. Nichts ist mehr wie es war.

Seit 2003 besteht zwischen dem DAV und der Hospizgruppe Freiburg eine Kooperation. Karl-Heinz Lindinger hatte damals die Idee, ein Angebot ins Leben zu rufen: Aufbruch - Trauernde wandern. Er selbst ist DAV Mitglied, war ehrenamtlich für die Hospizgruppe tätig und Notfallseelsorger für die freiwillige Feuerwehr. Er kannte Situationen Menschen mitzuteilen, dass Angehörige gestorben sind und was diese Nachricht auslöst. So reifte die Idee, ein Wanderangebot zu schaffen, um diese Erlebnisse verarbeiten zu können. Körperliche Bewegung ist heilsam für Trauernde, die in einem lähmenden Schockzustand feststecken oder unter Einsamkeit leiden. Die Wanderungen im Freiburger Umland bieten Betroffenen einen Schutz- und Gesprächsraum. „Zusammen ist man weniger allein“1. Deutlich spürbar, wenn wir in Gesprächen unseren Schmerz und unsere Gefühle beim Gehen teilen können.

Jeden zweiten Samstag im Monat führen Wanderleiter*innen des DAV die ca.15 Trauernden 3-4 Stunden durch den Schwarzwald, Kaiserstuhl oder das Markgräfler Land. Einige ausgebildete Ehrenamtliche der Hospizgruppe Freiburg begleiten die Wandernden und stehen für vertrauliche Gespräche bereit. So findet sich bei Bedarf immer ein*e Gesprächspartner*in. Auch Kontakte unter den Teilnehmenden, die sich in einer Trauersituation befinden, sind entlastend. Es gibt kurze Streckenabschnitte, die schweigend gelaufen werden, so dass alle ihren Gedanken nachgehen können. Auch wird mal ein Lied gesungen, ein Gedicht oder Sinnspruch vorgelesen: ein offenes, kostenfreies Angebot, das wertvolle Dienste leistet. Ohne Druck und Erwartung kann man sich den Heilkräften der Natur hingeben und sich den Schmerz von der Seele laufen.

Evelin Sorbe ist seit 2014 für die Hospizgruppe Freiburg tätig und begleitet die monatlichen Wanderungen. „Von Anfang an hat mich das Wanderangebot interessiert“, erzählt die ehemalige Lehrerin im Gespräch: „Man ist ein Stück des Lebenswegs zusammen unterwegs und wir gehen mit dem, was da ist.“ Viele berührende und bewegende Geschichten hat sie inzwischen gehört. Diese Wandergruppe ist eine besondere Gemeinschaft, gekennzeichnet durch gegenseitige Wertschätzung und Dankbarkeit. Man fühlt sich verbunden durch das Erlebte und durch die geführte Wanderung sicher begleitet. Dieses Angebot für Erwachsene wird seit nunmehr 20 Jahren in Kooperation mit dem DAV durchgeführt und zeichnet sich durch gute Zusammenarbeit aus. Für trauernde Kinder und Jugendliche gibt es separate Angebote wie Klettern oder Gespräche, auch Reiten und Kunsttherapie ( www.allesistanders.de).

Abhängig davon, wie die Beziehung zur/zum Verstorbenen war, müssen wir mit den Gefühlen und seelischen Prozessen umgehen. Stirbt ein*e Partner*in oder ein Kind, trifft es uns besonders hart. Auch der Tod der Eltern, Geschwister oder von Freunden ist sehr schmerzlich und traumatisch, sodass wir Hilfe und Unterstützung von außen brauchen. Wenn geliebte Menschen aus unserem Leben gerissen werden, benötigen wir ein Umfeld, das uns trägt und Hilfe anbietet. Beim plötzlichen Todesfall eines nahestehenden Menschen spricht man von traumatischer Trauer. Auch wenn wir Zeit hatten, uns zu verabschieden, können Trauerprozesse herausfordernd und langwierig sein, oft auch überwältigend. Denn sie entziehen sich jeglicher Kontrolle und Vorhersagbarkeit, finden nicht linear statt, sondern gleichen eher einem Kaleidoskop mit unterschiedlichen Facetten. 2 Damit Trauernde die Emotionen nicht wie ein Tsunami überrollen, kann der Umgang mit dieser tiefgreifenden Lebenserfahrung unterstützt und begleitet werden - zum Beispiel durch "Trauernde wandern".

Weitere Angebote findet man unter www.hospizgruppe-freiburg.degrafik.png
Text und Bild:

 


Martina Heinkele und Evelin Sorbe

1 Gavalda, Anna, Zusammen ist man weniger allein, 2006, S.Fischer Verlag

2 Paul, Chris, Ich lebe mit meiner Trauer: Das Kaleidoskop des Trauerns für Trauernde, 2021, Gütersloher Verlagshaus